Tagebuch vom 19.06.1954 bis 6.08.1955

Lieder + Humorvolles Treiben Reisen und Wandern Fahrtbeschreibung:

 

Start am 19. Juni mit den Fahrrädern. Diesen Ausflug machten ich und meine Schwester Rosa (15 Jahre alt). Wir fuhren morgens um 4 Uhr ab. Es war schön frisch. Die Fahrt führte über Lauchheim, Goldhöfe nach Hüttlingen. Dann fuhren wir das Kochertal entlang. So morgens in aller Frühe hatte es am Kocher viel Tau. Uns fror es an den Händen und an den Beinen. Wir stiegen immer wieder ab und massierten unsere Beine und Glieder. Um ½ 7 Uhr waren wir in Lauffen am Neckar. Die Sonne stieg langsam immer höher und höher. Es wurde wunderschönes Wetter. Um 8 Uhr hatten wir schon einen Mordshunger. Wir legten also eine Vesperpause ein. Um 10 Uhr brannte die Sonne so richtig heiß und nun hieß es langsam einen langen Berg hinauf schieben. Wir schwitzten mächtig. Ich sagte: " Viel Afrika, wenig Hofbräuhaus". An diesem Berg schnaufte Rosa schwer. Dann fuhren wir nach Löwenstein. Von dort aus sah man unser Ziel schon. Es war ein herrlicher Anblick als ich zum erstem Mal die Weingärten sah. Wir fuhren den Löwenstein hinab. Da lief es ganz toll. Um 11 Uhr waren wir an unserem ersten Ziel angelangt. Es hieß Wilsbach .Dort machten wir einen kleinen Spaziergang in die Weingärten. Wir übernachteten in Wilsbach zum ersten Mal. Am anderen Morgen, 20. Juni , fuhren wir um 6 Uhr ab nach Erlenbach. Um ½ 8 Uhr waren wir in Erlenbach und überraschten unsere Verwandten. Da gingen wir dann in die Kirche. Nach dem Mittagessen machten wir einen Spaziergang ( Wettlauf ) nach Burg Weibertreu. Dort hatte man eine herrliche Aussicht und ein herrliches Wetter. Der Weg führte über Weinsberg nach dem Jägerhaus und Heilbronn. Es war eine Bullenhitze. In Heilbronn besichtigten wir die Gräber der Dachsteinopfer. Dann marschierten wir wieder heim. Nach diesem anstrengenden 12 km Marsch waren wir sehr müde. Abends machten wir noch einen kleinen, gemütlichen Spaziergang und genossen den abendlichen Frieden und die kühle Luft.

 

Montag, 21. Juni Ich stand um 9 Uhr auf und fuhr nach Neckarsulm und Bad Wimpfen. Rosa war noch sehr müde, sie lag bis 12 Uhr im Bett. Auf dieser Fahrt nach Wimpfen war es schön Wetter und eine schöne Gegend. Auf dem Rückweg fuhr ich über Kocherdorf, wo die Jagst in den Neckar mündet, Neckarsulm, Erlenbach. Nachmittags schlenderten wir in Heilbronn herum. Wir übernachteten in Erlenbach.

 

Dienstag 22. Juni Abfahrt um 5 Uhr in Richtung Stuttgart. Wir fuhren über Besigheim-Bietigheim nach Ludwigsburg. Dort schauten wir das Schloss Monrepos an. Dort Vesperten wir auch. An diesem Tag war es morgens etwas trübe aber über Tag herrliches Wetter. Wir schauten uns dann die Ausstellung "Blühendes Barock" an. Es war eine wunderschöne Ausstellung bzw. Gartenschau. Dann fuhren wir weiter nach Bad Cannstatt. Dort besuchten wir Wiandts. Sie empfingen uns mit großer Freude. Abends besichtigten wir Cannstatt ein bisschen. Auf dem Heimweg war es schon ein bisschen dunkel ,da sahen wir einige Boote im Neckar schwimmen. Es war aber wunderschön. Es war dunkel, wir schaukelten auf dem Wasser und am Neckar entlang brannten die Lichter. Es war einfach romantisch. Dann gingen wir heim und schliefen selig ein.

 

Mittwoch 23. Juni Am Mittwoch früh war es ein bisschen nebelig und trübe, etwa bis 11 Uhr. Wir besichtigten vormittags die "Wilhelma" . Es war eine sehr interessante Schau. Um  13 Uhr waren wir zurück. Nachdem Mittagessen ruhten wir uns ein wenig aus und plauderten ein bisschen. Abends gingen wir nach Stuttgart und schauten uns da ein bisschen um.

 

Donnerstag 24. Juni Das war also der Tag der Rückreise. Denn am Freitag musste ich in die Gewerbeschule um eine Klassenarbeit zu machen. Diese Klassenarbeit klappte dann auch ausgezeichnet. Wir fuhren über Fellbach, Schorndorf - Gmünd nach Aalen. Dort besuchten wir unsere Schwester Maria. Um 16 Uhr kamen wir dann in Lippach wieder an. Bei dem Ausflug klappte alles. Man hätte es sich nicht besser wünschen können. An den Fahrrädern war überhaupt nichts kaputt geworden. Das Geld reichte auch einigermaßen gut aus. Das Beste allerdings war doch das Wetter. Denn vor unserem Urlaub regnete es jeden Tag und die Woche danach auch. Man muss halt zu so etwas immer Glück haben. Und nun viel Hoffnung auf den nächsten Ausflug 1955.

 

Schulausflug 1955 Am 23.7.55 machten wir unseren Entlassungsausflug von der Gewerblichen Berufsschule in Aalen. Ich funktionierte als Reiseleiter. Ich hatte die Aufgabe den Omnibus zu bestellen, Fabrikbesichtigungen zu organisieren. Wir beratschlagten hin und her wo wir hinfahren sollten. Zuletzt einigten wir uns auf eine Fabrikbesichtigung und Besichtigung der Landesausstellung in Stuttgart. Der Tag des Ausfluges war also da. Um 8 Uhr war die Abfahrt in Aalen am Bahnhof. Das Fahrgeld kostete 5.- DM. Als wir alle beisammen waren fuhren wir ab. Es war ein bisschen trübes Wetter. Wir fuhren über Esslingen Heubach nach Bargau. Dort besichtigten wir die Firma "Fein" Elektrowerkzeuge. Diese Firma machte schon von außen einen guten Eindruck auf uns. Dann wurden wir durch den Betrieb geführt. Mir und uns allen gefiel es sehr gut. Nach der  Betriebsbesichtigung war noch ein gemütliches Beisammensein in der Kantine. Dort bekam jeder eine Flasche Bier und einige belegte Brötchen. Nach dieser Betriebsbesichtigung fuhren wir über Gmünd, Waiblingen, Fellbach nach Stuttgart auf die Landesausstellung. Die Landesausstellung war bis auf die kleinsten Einzelheiten Tipp top. Man sah was man sich nur wünschte. Wir schauten alles an. Als wir fertig waren, waren wir sehr müde und hungrig. Dann setzten wir uns an einen Tisch und Vesperten was (das) Zeug hielt. Um 18 Uhr abends trafen wir uns am Ausgang. Dann fuhren wir zum Bismarck Denkmal und schauten uns das an. Von 17,30 Uhr -  18 Uhr konnte jeder in der Stadt machen was er wollte. Ich besuchte bei dieser Gelegenheit die Familie Wiandt. Um 20 Uhr trafen wir uns dann beim Omnibus und fuhren heimwärts. Bei dieser Fahrt fehlte die Stimmung nicht. Wir sangen was aus unseren Hälsen ging. Auf der Strecke kehrten wir noch in Unterurbach in einer Wirtschaft ein. Dort ging es zu wie wenn man schon ein halbes Jahr nichts mehr zu trinken bekommen hätte. Auf dem Nachhauseweg war die Hälfte total besoffen. Da wurde dann nicht mehr gesungen sondern geschrien. Um 23 Uhr kamen wir in Aalen alle vollzählig an. Dann verabschiedeten wir uns voneinander und fuhren dann nach Oberkochen. Dann war also ein herrlicher Tag vorüber.

 

Zur Erinnerung an meine Schulkameraden der Gewerblichen Berufsschule Lehrer Konrad Feifel Baar Hans, Bullinger Karl, Eberle Albert, Bullinger Hubert, Schurr Karl, Tschenke Dieter, Schiede Arth, Kaufmann Weber, Axel Borisch, Friedel Wilhelm, Scholz Walter, Haaf Hans, Wagner Hopfensitz, Wiedemann Hans, Schwark Thurnberger, W. Schäfer, Wilh. Sachs, Ulrich Schäfer, Steph. Beckers, Karl Fischer, Karl Bader, Klaus Fischer, Erwin Sieber, Karl Bauer, Herm. Grunwald, Günther Hägele, Ehinger Horst.

 

Zur Erinnerung an meine Schulkameradinnen (12) und Kameraden (15) der Volksschule Lehrer Leykauf Simon Renz, Ladenburger Elfriede, Beuther Gerhard, Schneider Maria, Frankenreiter Anton, Weik Theresia, Pfitzer Franz, Schlipf Fanny, Liesch Hans, Georgi Elfriede, Degginger Robert, Lang Angela, Hieber Konrad, Ernst Veronika, Weik Georg, Geiger Anna, Gallasch Walter, Abele Rosa, Brenner Hans, Weik Marianne, Bandel Herrmann, Beuther Agnes, Oppold Paul, Wendel Kreszentia, Aich Edgar, Maier Karl, Bernhard Weik.          

 

Ausflug 1955 Ausflugsziel: Ins Blaue

 

Start am Sonntag 31.7.55 Bei diesem Start am Sonntag morgens um 6 Uhr hatte ich mir kein bestimmtes Ziel gesetzt. Ich dachte mir :" soweit ich komme fahre ich, wenn's Zeit ist kehre ich wieder um". Diesen Ausflug trat ich auch zu zweit an. Nur es war kein Freund, sondern eine Freundin, sie hieß Quickly. Dieses Quickly war mir auf der Reise auch eine treue Freundin. Dadurch, dass ich ein Quickly hatte, war ich gezwungen alleine zu fahren. Denn meine Schwester konnte nicht mit dem Fahrrad hintendrein fahren. Und mein Freund hatte kein Quickly. So trat ich die Reise in die weite wunderschöne Welt alleine an. Ich fuhr über Lauchheim Aalen in Richtung Stuttgart. Auf dem Weg hatte ich immer wieder mit meinem Gepäck zu tun. Es wollte einfach nicht heben. Um 7 Uhr war ich in Unterböblingen. Dort läutete es gerade in die Kirche. Ich ging als dann in die Kirche. Als ich einige Kilometer von Unterböblingen weg war bemerkte ich, dass an meiner Lenkung eine Mutter verloren gegangen ist. Diese kaufte ich mir dann in einer Werkstatt. Denn es hätte dumm gehen können wenn ich es nicht gemerkt hätte, dass diese Mutter fehlt. Das Wetter war morgens etwas trübe aber gegen Mittag  als ich in Stuttgart ankam wurde es schön Wetter. In Stuttgart traf ich auch einen jungen Wandersmann. Wir unterhielten uns ein Weilchen. Da sprachen wir von unserer Reise.  Er sagte: Er bleibe jetzt 6 Wochen unterwegs. Er fuhr von Stuttgart - Karlsruhe - Mannheim - Köln - Hamburg - Augsburg - München und Stuttgart. Dann wünschten wir uns Glück auf die Reise und unsere Wege trennten sich. Um 11 Uhr kam ich bei Wiandts an. Dort wurde ich freundlich empfangen. Dann machten wir Mittag und nachher tauschten wir die Neuigkeiten aus. Um 14 Uhr fuhr ich dann in Richtung Heilbronn weiter. Am Neckar entlang, das ist einfach eine wunderschöne Landschaft. In Lauffen am Neckar schaute ich mir ein Geschicklichkeitsfahren für Motorräder an. Um 17 Uhr war ich in Erlenbach bei meinen Verwandten angelangt. Dort gab es eine schöne Überraschung. Ich wurde herzlich empfangen. Gleich nach dem Empfang vesperten wir. Nachher besuchte ich die anderen Verwandten und den Neubau von Otto. Dort tranken wir etliche Viertele. Bevor wir heimgingen, sind wir noch in dem "Engel" eingekehrt. Um 24 Uhr gingen wir dann heim ins Bett.

 

Montag 1.8.55  (Bernhards 18. Geburtstag) Ich stand um 8 Uhr auf. Es sah so aus wie wenn es heute besonders schön Wetter werden wolle. Es wurde dann auch schön. Um 9 Uhr verabschiedete ich mich dann und fuhr nach Neckarsulm. In Neckarsulm besichtigte ich dann die Firma "NSU". Es war das größte Werk das ich bis jetzt gesehen habe. In diesem Werk sah man die rentable Herstellung eines Werkstückes. Dieser Betrieb ist wirklich gut gestaltet. In einer Halle war das Max Fließband in einer anderen Halle das Quickly und das Roller Band. So war der Betrieb einfach wirtschaftlich gut eingeteilt. Diese Fabrik gefiel mir auch sehr gut. Etwa um 12 Uhr war die Besichtigung beendet. Dann fuhr ich in Richtung Heidelberg. Auf dieser Fahrt am Neckar entlang sah man viele wunderschöne Ortschaften, Burgen, Schlösser und Städtchen. In Gundelsheim machte ich von 13.00 - 14.00 Uhr Mittag. Zu dieser Zeit war es ein bisschen trüb und schwül. Auf der Weiterreise im Neckartal besuchte ich die Burg Hornberg wo einst der Ritter Götz von Berlichingen lebte. Von dieser Burg konnte man die Landschaft schön überschauen. Links und rechts schöne Wälder. Der Neckar fließt träge durchs Land. Wo man hinschaut sieht man nur Wanderer. Auf der Weiterfahrt nach Heidelberg unterhielt ich mich so mit meinem Quickly und musste feststellen das wir, ich und mein Quickly gut zusammenhalten. Um 18 Uhr kam ich in Heidelberg an. Ich setzte mich auf eine Bank am Neckar und schaute so die wunderschöne Stadt an. Es war ein herrlicher Anblick. Vor mir der Neckar rechts und links über dem Neckar standen schöne Kirchen. Links oben im Walde schaute das Schloss auf die Stadt herunter und oben auf den Bergen alles Wald. Da saß ich nun einige Zeit und betrachtete diese schöne Stadt. Dann musste ich allerdings an etwas anderes denken, denn ich musste ja auch irgendwo schlafen können. Ich bin dann ein bisschen aus der Stadt hinausgefahren in einen Vorort. Dort fragte ich dann ob es nirgends ein Zimmer gibt zum übernachten. Zuletzt fand ich dann ein Privatzimmer. Dort gefiel es mir sehr gut. Um 19 Uhr wurde dann zu Abend gegessen und ich aß auch gleich tüchtig mit. (Welche Vertrautheit - zuerst zusammen Abendessen!)  Wir unterhielten uns dann wohin ich noch fahren wolle. Ich sagte dann: "soweit ich komme". Dann gab mir der Hausherr einen guten Rat. Dieser gute Rat - denn es war ja auch ein guter, sagte mir dann: "Ich solle nicht so viele Kilometer fressen, sondern den Ausflug genießen. Vom vielen Fahren wird man ja bloß müde und sieht wohl mehr aber an einer solchen schönen Stadt wie Heidelberg darf man nicht nur vorbeifahren, sondern die muss man genießen mit allen Schönheiten". Ich befolgte diesen guten Rat und blieb 2 Tage in Heidelberg. Nachdem Abendessen ging ich noch ein wenig durch die Stadt und machte einen Stadtbummel. Mir fiel da besonders stark auf, dass es so viele Amerikaner gab. Um 22 Uhr ging ich heim ins Bett. In dieser Nacht hat es ein bisschen geregnet.

 

Dienstag 2.8.55 Bei diesem Ausflug war es nicht so, dass ich gesagt hätte jetzt bleibt man einmal bis 12.00 Uhr im Bett, das kann ich zu Hause auch, da brauche ich nicht bis Heidelberg zu fahren um endlich einmal auszuschlafen. Wenn man fort ist will man etwas sehen und nicht im Bett liegen bleiben. Also stand ich jeden Morgen so zwischen 7 und 8 Uhr auf. An diesem Tag war es morgens etwas trübe Wetter. Ich entschloss mich nach Schwetzingen zu fahren, Auf dieser Fahrt hatte ich nur die Lederhose an. In dieser Lederhose mit so 40 Sachen zu fahren geht doch ein kühler Fahrtwind und es fror mich ein bisschen. In Schwetzingen angelangt wurde das Wetter schon etwas freundlicher. Ich besichtigte dann den Park. Das Schloss wollte ich auch besichtigen, aber es war gerade keine Führung. Dieser Schlosspark in Schwetzingen war der schönste den ich bis jetzt gesehen habe. Ich glaube kaum, dass es noch einen schöneren gibt. Bei diesem Park war auch eine Moschee und ein Badhaus dabei. Eine Moschee ist die Betstätte von den Griechen. Diese wurde aber zurzeit nicht benützt. Es war ein herrliches Bauwerk und eine herrliche Anlage. Beim Eingang waren in den Mauern mehrere Verse eingebaut. Ich habe mir etliche aufgeschrieben: Einsamkeit ist besser als böse Gesellschaft Reden ist Silber Schweigen ist Gold Wegen der Rose begießt man die Dornen In den Sommertagen sei der Ameise gleich Wechsel in der Freundschaft bringt Verderben Solche und ähnliche Sprüche haben die Wände verziert. Das Badhaus war wie der Name schon sagt ein Haus wo früher die besseren Herrschaften gebadet haben. Dieses Badhaus war ein kleines Kunstwerk. Die Bauzeit betrug 7 Jahre. Es war nur schade, dass man nicht das Schloss besichtigen konnte. Nach dieser Besichtigung war es etwa 11 Uhr da machte ich mich auf zur Rückfahrt nach Heidelberg. Nachmittags machte ich dann einen gemütlichen Spaziergang in den Wald. Bei dieser Gelegenheit sah ich mir die Bergbahn an. Sie wurde 1907 erbaut. Die Kraft die aufgetrieben werden muss beträgt nur 78 PS um einen Wagen eine Steigung von etwa 50 % zu überwinden. Das war natürlich so einfach gerichtet, dass ein Wagen bergauf fuhr und der andere bergab. So zog also der abfahrende den auffahrenden. Ich marschierte weiter und kam an das bekannteste Schloss in Heidelberg. Dieses Schloss ist wohl das schönste in Deutschland. Ich schaute mir alles an. Das große Fass besichtigte ich auch. Das gäbe ein gemütliches Zimmer wenn man es ausbauen würde. So groß ist es. Nachher setzte ich mich in den Schlossgarten und schlotzte ein Viertelchen ganz gemütlich. Es war der beste Wein den ich bis jetzt getrunken habe. Er kostete aber auch 1,50 DM. So ging das Geld hinaus ohne,dass man es wollte. Nach dieser Besichtigung spazierte ich durch die Stadt heimwärts. Um 19 Uhr haben wir abendgegessen. Nachdem bin ich in die bekannteste Studentenwirtschaft, in den "Roten Ochsen" . Zur Zeit ging es nicht studentisch zu, denn es war gerade Ferien. Man sah halt die Wände und die Decken bemalt, bebildert und behängt. In dieser Wirtschaft fanden sich die Wanderer abends ein. Man sah Holländer, Belgier, Dänemark u. Amerikaner. Dieses Lokal war an diesem Tag International vertreten. Wir haben uns so unterhalten, da ging die Zeit so schnell herum. Es war 22 Uhr als ich zu Hause ankam.

 

Mittwoch 3.8.55 Morgens war es in Heidelberg immer ein bisschen trübes Wetter. Um 10 Uhr wurde es dann immer schöner. An diesem Tag besichtigte ich morgens die Kirchen und das Kurpfälzische Museum. Die evangelische Kirche wurde gerade renoviert. Die katholische Kirche aber war ein herrliches Bauwerk. Das Museum war sehr reichhaltig und interessant. Man konnte sich schier nicht satt sehen. Um 12 Uhr machte ich Mittag und beschloss Nachmittags in das Schwimmbad zu gehen. Dieses Schwimmbad in Heidelberg war das größte das ich bis jetzt gesehen habe. Ich unterhielt mich mit einem Jungen der sagte: " Die Rekordbesucherzahl betrug 14.000". Also war das eine beträchtliche Zahl. Ich tummelte mich bis etwa 17 Uhr im Schwimmbad herum. Dann ging ich wieder nach Hause. Nachdem Abendessen besuchte ich noch die bekannten Wirtschaften zum "Seppel" und "Zillertal". In diese Wirtschaften ging ich nicht hinein um einmal richtig trinken zu können, sondern um das Leben und Treiben zu sehen. Da waren wieder überall Ausländer und Wanderer zu sehen. In der Wirtschaft "Zillertal" da spielt jeden Tag eine Bayrische Kapelle, da geht es zu wie in Bayern.

 

Donnerstag 4.8.55 Der Tag war also gekommen wo es hieß von Heidelberg Abschied zu nehmen. Ich stand um ½ 8 Uhr auf und frühstückte. Dann packte ich meine sieben Sachen zusammen. Dann ging es ans Zahlen. Die 3 Tage Übernachten und Essen 19.- DM. Das Zimmer kostete für eine Nacht 4.- DM. Nun hatte ich noch 10.- DM in der Tasche und wollte noch nach Speyer und Karlsruhe. Ich fuhr dann in Richtung Mannheim. In Mannheim begegnete ich zum erstenmal dem "Opa" Rhein. Auf einer Brücke machte ich halt und schaute mir das Treiben auf dem Rhein an. Wenn man bedenkt was man auf einen Kahn laden kann und doch noch schnell voran kommt, dann kann man erst sagen wie billig und rentabel der Wassertransport ist. Auf dieser Brücke begegnete ich auch einem Wandersmann mit einem Quickly. Wir schlossen uns zusammen und fuhren gemeinsam nach Speyer. In Speyer besichtigten wir den Dom. Wir hielten uns 2 Stunden in Speyer auf und dann ging es wieder auf. Wir trennten uns dann wieder, denn er fuhr nach Bad Wimpfen und dann nach Hause nach Stuttgart. Ich fuhr der Rheinebene entlang mitten in die Pfalz. Man spricht immer vom "Pfälzischen Wein" ich sah in dieser Gegend keinen und habe noch weniger einen zu spüren bekommen. In dieser Gegend ist es wärmer als bei uns, da bauten sie viel Tabak. Ich fuhr über Germersheim nach Karlsruhe. In Karlsruhe kam ich etwa um 16 Uhr an, dann besichtigte ich die Stadt. Das Wilhelmdenkmal hat mir besonders gut gefallen. Ich schaute mir auch das Stadion des KSC an. Das war ein wunderschönes Stadion. Da war noch nicht darauf gespielt. Auf der Aschenbahn ist ein Sonntag davor Heinz Fütterer und Zatopek gelaufen. Dann besuchte ich noch ein Museum. Das war reichhaltig und schön. Nun musste ich aber so langsam an Nachtquartier denken. In dieser Stadt war es aussichtslos. Denn mein Finger war zu kurz, das heißt, ich hatte kein Geld mehr. Nun begab ich mich außerhalb der Stadt auf Quartiersuche. Als ich so aus der Stadt hinaus fahren wollte erblickte ich die bekannte Schwarzwaldhalle. Ich wollte sie anschauen aber es war geschlossen. Ich blickte mich um da entdeckte ich ein Plakat wo ein Mann also ein Spieler darauf ist mit einem Handball. Ich las das Plakat und bekam Interesse diese Veranstaltung zu besuchen. Nun war das aber nicht der Zweck, sondern der Zweck war ja zur Zeit Zimmersuche. Ich begab mich also außerhalb der Stadt. Dann kaufte ich mir eine Flasche Bier und Vesperte für drei. Denn ich hatte seit morgens noch nicht viel gehabt. Unter dem Vespern, das ich auf einer Wiese machte fragte ich immer die vorbeigehenden Leute ob sie keinen Platz hätten für mich. Da hörte man so verschiedene Ausreden z.B. "wir haben heute Nacht auch schon einen Wanderer zu beherbergen" oder "gehe zum Nachbar der hat ein größeres Haus als ich". So ging es mit Ausreden hin und her. Ich machte mich seelisch und moralisch darauf gefasst im freien Übernachten zu müssen. Ich hockte so am Straßengraben von allen verlassen, besonders vom Geld, und überlegte was zu machen wäre. So langsam gab ich den Geist auf. Da kam ein Bauer mit Pferden. Ich wollte zuerst gar nicht fragen und habe gedacht er hat ja nur auch eine Ausrede wie alle anderen. Zuletzt fragte ich doch und er sagte er will es einmal versuchen ob er mich unterbringt. Ich ging mit ihm und er zeigte mir einen Stadel. Da sagte er auf den Boden schmeißen wir ein paar Büschel Stroh, dann kannst du dich drauflegen. Ich sagte zu, denn mir war alles egal. Hauptsache ich hatte ein Dach über dem Kopf. Ich schnallte meine Sachen vom Moped und sagte "ich schaue mir einmal die Stadt an". Ich fuhr dann hinein und suchte natürlich die Schwarzwaldhalle. Nun stand ich vor dem Plakat und las: Die "Harlem Globetrotter" und neuen Sensationen. Darunter stand das wichtigste; Eintritt 1. Platz 6 DM   2. Platz 4 DM  Stehplatz 2,50 DM. Ich holte meinen Geldbeutel und zählte mein Geld hin und her und noch mal hin und her und es waren nur noch 6,50 DM. Dann rechnete ich: ich muss noch zweimal tanken = 3,50 DM also bleiben noch 3 DM. Dann gab ich mir einen Schuker und kaufte eine Eintrittskarte für 2,50DM. Dann ging ich in die Halle und stand neben einem Pfeiler bis das Spiel angefangen hatte. Dann setzte ich mich in die zweite Reihe, also 1. Platz, das bemerkte natürlich niemand weil es nicht ganz voll war. Die Veranstaltung war wirklich wunderbar. Sie war um 23 Uhr aus. Ich ging hinaus und fuhr in eine Richtung. Ich wusste nicht ob es die richtige Richtung war oder nicht. So fuhr ich eine halbe Stunde kreuz und quer u. wusste nicht mehr wohin. Ich dachte jetzt ist es aus kein Gepäck mehr und kein Nachtquartier. Dann fragte ich jeden zweiten wo es nach Daxlanden geht. So hieß der Vorort. Dann fuhr ich wieder hin und her. Bis zuletzt ein Mann von der Arbeit heimging der direkt nach Daxlanden fuhr. Mit dem bin ich dann mitgefahren und kam dann etwa um 24 Uhr in meiner Villa an. Ich zog mich nicht aus und wickelte mich in meinen Teppich und legte mich in das Stroh wie das Christkind einstmals. Ich ruhte mir also meine müden Glieder aus und habe auch ein bisschen geschlafen.

 

Freitag 5.8.55 Ich wachte um 6 Uhr auf, denn mir taten die Knochen ärger weh als abends. Dann habe ich mich gewaschen und Kaffee getrunken. Etwa um 8 Uhr fuhr ich dann nach Rastatt. Rastatt ist ein schönes kleines Städtchen. Hier habe ich mich nicht lange aufgehalten und bin dann gleich weiter gefahren. Der Heimweg ging dann über Gaggenau, Herrenalb, Calw nach Stuttgart. Das war also der Schwarzwald in dem diese Orte liegen. Da waren wunder schöne Gegenden. In Herrenalb z.B. war ein Luftkurort. Diese Ortschaft ist auch herrlich gelegen. Die Berge bewachsen mit Tannen. Die Wiesen waren schön grün dann floss ein Bach entlang. Dieser mündete in einem Schwimmbad und ging dann nachher wieder weiter. Solch ein Anblick hat mich immer gefreut. Auf der Strecke musste ich das zweitemal tanken. Das erstemal von dem Geld in Karlsruhe. Das jetzige Mal in Calw. Das war noch 40 Km von Stuttgart weg. Ich hatte noch 70 Pfg. in der Tasche. Also konnte ich nur noch 1 Liter tanken. So kam ich also zuletzt in Stuttgart an mit einem leeren Tank und einem leeren Geldbeutel. Es war ungefähr abends 17 Uhr. Ich ging zu Wiandts und die sagten gleich ich solle heute Nacht bei ihnen bleiben. Das tat ich dann auch.

 

Samstag 6.8.55 An diesem Tag war es wie immer nur schön Wetter. Eine glänzende Laune fehlte mir auch nicht. Etwa um 10 Uhr fuhr ich in Stuttgart ab mit 2 DM gepumptem Geld in der Tasche. Ich musste gleich für 1,80 DM tanken. Dann war der Geldbeutel wieder leer. Aber der Tank war voll und das war ja wichtig. Ich gondelte dann das Remstal herauf und besuchte in Unterböbingen einen Arbeitskollegen. Um 15 Uhr war ich dann bei meiner Schwester Maria in Aalen eingetroffen. Da stattete ich einen kleinen Besuch ab und fuhr dann nach Hause. Um 18 Uhr war ich in Lippach. Dieser Urlaub hat mir wunderbar gefallen. Aber man lernt jedes Mal dazu. 1. nicht mehr so weit fahren. 2. Zelt mitnehmen. 3. genug Geld mitnehmen, bringen kann man es immer wieder. 4. Geld erst in der Mitte der Woche anpacken. 5. keine verderbbaren Lebensmittel mitnehmen. 6. zu zweit ist es schon besser als alleine. Anmerkung 62 Jahren später: Dieser, damals 18 Jährige junge Mann - der mit geliehenen 2 DM (zwei Deutsche Mark) von Stuttgart nach Lippach fuhr - hat bis zum Lebensende mehrere Millionen Euro in seine Stiftung eingebracht. Ein total erfülltes Leben.