Als ich das Tagebuch aufschrieb habe ich nicht geahnt welchen Schatz ich mir da geschaffen habe. Das merke ich jetzt erst 45 Jahre danach. Mit 34 Jahren hatte ich viel mit starkem Rheuma zu tun
mit 80 überhaupt keine Probleme. Das beweist, dass ich seit 30 Jahren auf die richtige Ernährung umgestellt habe. Tagebuch 1.8.1971 – 3.9.1972
1. August 1971
Heute beginnt ein neuer Lebensabschnitt.
Ich wechsle den Arbeitsplatz und die Wohnung. Die Freunde aber bleiben. Ab heute habe ich mein Berufsziel erreicht. Mein Arbeitsplatz als Betriebsleiter wird mich sehr ausfüllen. Ich werde meinen Mann stehen.
Heute am Sonntag vor 35 Jahren hat mich meine Mutter geboren. Ich danke Ihr heute von ganzem Herzen, daß sie mich geboren und meinem Vater, daß er mich gezeugt hat. Gott vergelte es Ihnen.
Es ist so schön zu leben. Die Sonne lacht vom Himmel. Soeben läuten die Glocken der Bad Waldliesborner Kirche. Im Garten spielen die Kinder. Die Welt ist so friedlich. Gestern und heute fährt das erste Auto auf dem Mond spazieren. Ist das nicht ein denkwürdiger Tag.
Wie kann man die Überlegungen des Verstandes und die Gefühle des Herzens auf einen Nenner bringen?
Wenn das der Fall wäre hätte ich die Heimat des Herzens schon gefunden. Ist es richtig nach dem klugen Verstand zu handeln?
2. August 1971
Erster Arbeitstag in der neuen Firma Nußbaum, in Langenfeld,
12 Arbeitststunden, aber sehr glücklich. Ein sehr korrekter, Informationsfreudiger Chef, Dr.Keller. Tiefgreifende Organisationsänderungen beginnen mit meinem Eintritt. Es wird eine fruchtbare Tätigkeit sein.
Die persönliche freudige Überraschung war ein Telefonanruf aus Bayreuth..(Elisabeth)
Heute sind die Mondbesucher Apollo 15 wieder zur Erde zurückgestartet.
Jetzt ist es schon 0.45. Ein so langer Tag liegt hinter mir.
4. August 1971
Heute hatte ich den 3. Arbeitstag als Betriebsleiter. So langsam merke ich was es heißt, Verantwortung zu tragen und Führungskraft zu sein.
Ein 12 Stundentag und um 14 Mittagstisch wird selbstverständlich.
Die Privatzeit gibt es nicht mehr denn auch zuhause muss noch für den Betrieb gearbeitet werden.
Aber mir gefällt es trotzdem hervorragend.
Freudige Überraschung fand ich vor als ich Nachhause kam. Elisabeth hat geschrieben. Ich freute mich sehr über diese Zeilen.
Heute habe ich einen Ausschlag um den Nabel und in den Bandfalten.
Ich glaube es kommt vom Schwitzen.
7. August 1971
Heute landeten die 4. Mondbesucher um 21.44 ½ ganze 30 sek zu früh.
Wo gibt es eine größere Genauigkeit, daß jemand 12 Tage unterwegs ist und 30 sek zu früh ankommt. Es ging alles gut. Dieser Fortschritt wurde seit Juli 1969 erreicht als der erste Mensch den Mond betrat.
Meine erste Arbeitswoche mit 61 Stunden Arbeitszeit ist um. Sie verlief sehr erfolgreich. Beruflich bin ich auserordentlich zu frieden. Ich habe heute abend einen Besuch an den Rhein gemacht. Dabei dachte ich an Elisabeth und an meine Mutter. Hätte meine Mutter doch vollens meinen Weg miterleben können, sie wäre überausglücklich gewesen. Dank an den Schöpfer, daß ich leben darf.
13. August 1971
Zwei Wochen sind nun um. Heute am Freitag den 13.habe ich glaube ich erfreuliches gehört und erlebt. Ich habe ein Appartement angesehen das mir zusagen würde. Ich habe wieder mit Elisabeth telefoniert. Ich freue mich Sie wieder zusehen. Diese Woche habe ich fast jeden Tag 15 Stunden gearbeitet.
Es ist aber trotzdem schön, eine verantwortungsvolle Stellung zu haben.
Die eigenen Ideen und Gedanken verwirklichen zu können, das ist ergiebig und erfüllend. Ich habe jetzt schon 4 Leute eingestellt. 2 Führende und zwei Arbeiter.
Es ist schön mit Menschen umzugehen und sie zu führen.
22. August 1971
Heute ist Sonntag, ein einsamer Sonntag. Unter der Woche habe ich keine Zeit zu schreiben. Diese Woche war fast kein Tag vor 24.00 an dem ich aus dem Betrieb kam. Die Erfolge werden jetzt schon nach so kurzen Zeit sichtbar. Am Samstag wurde aufgeräumt. Da merkte ich, daß die ganze Mannschaft hinter mir steht.
Heute hat mich eine Biene gestochen.
Ratschlag: Die Stelle wird mit Seife eingerieben und antrocknen gelassen.
Ratschlag II: Wenn mein Mittelfußknochen weh tut, müssen die Absätze der Schuhe wieder hergerichtet werden.
26. August 1971
Störe nie den Frieden der Liebenden!
Es gibt nicht mal für den Ro80 eine Chance einem Polizei VW zu entkommen. Er kontrollierte die Papiere, dann zog er sich aber diskret zurück, der Polizist.
So habe ich selten gelacht.
Heute war ich mit Dr. Keller auf Geschäftsreise. Dazu kann ich nur sagen, es gibt geborene Unternehmer, und solche die es nie werden. Er ist der erstere.
Vielleicht kaufen wir , d.h. unsere Firma eine andere in Konkurs gegangene Firma auf. Ich bin auf jeden Fall seine rechte Hand.
Nun Persönlich körperliches: Gesundheit! Im Juni habe ich Fango Packungen gegen Rheuma gehabt, Tabletten und trotzdem ist das Rheuma in den Knien zur Zeit sehr stark. Gestern hatte ich sogar Kopfweh davon.
12. September 1971
Menschen werden älter, z.B. wie ich der ich fast 3 Wochen keine Zeit zu irgend einer privaten Handlung hatte. Es gab nur den Betrieb, die berufliche Bestätigung und Leistung.
Aber ich merke, daß ich zum Vorgesetzten geboren bin.
Menschen werden reifer, und oft auch glücklicher wie z.B. Herr Busch (Vater von Elisabeth)d er diese Woche 70 wurde. So ist das Leben. Ein Kommen und Gehen.
Das Leben lohnt, dass es gelebt wird. Es ist schön.
19. September 1971
Heute war ich den ganzen Tag am Rhein. Ich hatte sehr viel Zeit zum Überlegen.
Ich habe jetzt fast alle Deutsche kennengelernt.
Ein Schwabe bin ich. Die Bayern durch meine Militärzeit. Die Westfalen durch dem Aufenthalt in Lippstadt und die Rheinländer lerne ich zur Zeit kennen.
Ich war heute sehr einsam. Ich musste mich vom Ärger im Betrieb erholen.
24. September 1971
„Ich sehe mich zu diesem Schritt veranlaßt, durch Ihre überzeugende Leistungen und ungewöhnlichen Mehreinsatz.“
Diesen Brief erhielt ich heute von meinem Chef. Nach 4 Wochen habe ich die Gehaltshöhe erreicht die ich erst nach 3 Monaten hätte bekommen sollen.
1.8.71 = 2500,-
1.9.71 = 2800,-
Der ausgestaute Ärger ist verflogen und die Probleme lösen sich etwas.
Die ersten von mir festgesetzten Termine können gehalten werden. Das gibt Selbstvertrauen.
Ich schreibe jetzt nur meist Vorgänge bzw Probleme des Betriebes hier nieder aber Privatleben habe ich ja keines. Morgen fahre ich zu Elisabeth. Sie ist etwas krank.
13. Oktober 1971
Heute und in den letzten Tagen habe ich auch etwas mehr Rheuma Schmerzen.
Elisabeth ist noch bis zum Wochenende im Krankenhaus. Ihr geht es aber schon besser. Die Firma existiert auch ohne, dass ich mich bis zum letzten Aufreibe. Ich bin jetzt wesentlich ruhiger geworden. Der Respekt der Mitarbeiter ist aber trotzdem vorhanden.
Heute habe ich wiedermal Hausfrau gespielt, mein Zimmer ausgesaugt, gespült und abgestaubt. Wie lange werde ich das noch machen?
31. Oktober 1971
Gestern Abend sah ich im Theater an der Berliner Allee Düsseldorf „Irma la Douce“. Ich war sehr begeistert. Die ganze Zeit dachte ich – und verglich – nur meine Elisabeth. Meine Gedanken sind verwirrend. Mein Herz sagt nur zu einer ja. Nur zu Elisabeth. Diese Sehnsucht wird uneingeschränkt erwidert. Aber der verrückte Verstand sagt mir, du brauchst eine Frau mit Kindern, jünger und evtl. mit einer Firma. Aber, bin ich dann glücklich? Eines würde mir unendlich wehtun. Wenn die Liebe und Hingabe zu meiner Elisabeth irgendwann einmal zerbrechen würde. Wenn wir getrennt bleiben wird das mir geschehen. Wenn wir zusammengehen und ich würde ihr einmal untreu, ich glaube dann würde es zerbrechen. Das wäre das schlimmste. Morgen an Allerheiligen versammeln sich alle am Grabe von Vater und Mutter. Ich werde meine Gedanken von hier an sie richten. Ich denke sehr oft an sie, meine Mutter und mein Vater!
Nachrichten: China in die Uno aufgenommen.
England stimmt dem EWG-Beitritt zu.
Arbeitsgeber bieten 4,5%
IG Metall fordert 11%
29. November 1971
Es genügen 5 Minuten im Leben eines Menschen um ihn genau kennenzulernen. Nur müssen es die 5 Minuten im richtigen Zeitpunkt sein. Heute früh wurde ich von meinem Chef Dr. Keller maßlos enttäuscht. Der Vorstand aus der Schweiz besichtigte das Werk. Dann sah er natürlich die enorme Veränderung, in so kurzer Zeit. Da sagte doch mein geachteter Boss: „Ja das ist extra wegen Ihnen aufgeräumt worden, gestern hat das noch ausgesehen wie ein Saustall.“
So schnell können Leute sterben. Aber sein Ehrgeiz etwas zu werden ist riesengroß.
Gestern hatte ich ein ganz einsames Wochenende. Ich kam zur festen Überzeugung, daß das innere Glück entscheidend ist. Ich glaube mein Gefühl bezwingt noch meinen Verstand und sagt nur zu einer ja, zu Elisabeth.
Sie ist mein Glück.
21. Dezember 1971
Die Zeit vergeht wie im Fluge. Weihnachten steht vor der Tür. Meine Gedanken kreisen viel um Elisabeth. Am 6. Dezember habe ich ihr zum erstenmal gesagt dass ich sie heiraten werde. Das Problem der Kinder steht aber im Raum. Wo bekomme ich für mich ein Kind her ein eigenes Kind das mir gehört. Dann glaube ich - würden wir glücklich werden. Beruflich habe ich mich eingelebt, ich bin auf dem richtigen Weg.
Nachrichten: Bundeskanzler Brandt erhielt den Nobelpreis. Ich finde das als höchste erreichbare Auszeichnung für einen Mann. Indien steht mit Pakistan im Krieg. Ostbengalen wird als neuer Staat. Bangla-Desch gegründet.
USA wertet den Dollar um 8,75% ab
Die DM wird um 4,61% auf, Japan +7,66%
Frankreich, England bleiben gleich.
Bandbreite von 0,75 auf 2,25% geändert
31. Dezember 1971
Beruf:
Ich habe eine klare Erkenntnis bekommen.
1. Ein Kleinbetrieb ist viel aufreibender als ein Großbetrieb. (Weil man mit jedem Arbeiter sich direkt auseinander setzen muss.) Deshalb bleibe ich nicht zulange in diesen Betrieb.
2. Ich werde in Zukunft der menschlichen Seite mehr Bedeutung beimessen. Am letzte Tag des Jahres sagten mir ein berauschter Arbeiter, dass ich zu wenig Mensch sei, Zuviel Arbeitstier. Das habe ich eingesehen. Deshalb gehe ich Anfang des Jahres jeweils in Gruppen mit meinen Arbeitern zum Essen und Plaudern. Ich hoffe auch mehr Zeit zu haben um menschlicher sein zu können.
Dreikönig in Jahre 1972
Das Leben ist unvollkommen. Am Silvester war ich noch glücklich, heute bin ich sehr traurig. Ich war an Silvester über zwei Dinge dankbar die mir 1971 geschenkt wurden. Der Reihe nach:
1. Dass ich beruflich mein Ziel erreicht habe, Betriebsleiter.
2. dass, ich zur Erkenntnis kam, dass Elisabeth die richtige Frau fürs Leben ist. Sie ist der Mensch mit dem ich mich bisher überhaupt am besten verstanden habe. Sie ist die Frau die Charm hat, Intelligent ist und die Zivilcourage hat. Sie ist musisch und romantisch. Sie ist das liebenswerteste Weib das es gibt, mit ihr die Liebe zu erleben ist das höchste das ich bisher erlebte. Die Natürlichkeit und die Unverdorbenheit sind das beglückendste. Und wenn sie 80 wird, wird ihr Mutterherz immer ein Mädchen bleiben. Das ist entzückend.
Ich war die letzten Wochen so fest von diesem Entschluss erfüllt, dass ich nie glaubte, dass ich nochmal daran zweifeln könnte. Aber in den letzten Tagen geht eine leere durch mein Herz ich kann sie nicht deuten. Eine Gleichgültigkeit die mir sagt, lass alles beim alten , bleibe allein, das Leben ist sowieso sinnlos. Was ist Glück? Jetzt bin ich dabei - nicht mehr zu spüren - was Glück ist.
Ist Glück nur Sehnsucht? Wenn sich die Sehnsucht erfüllt ist der Glückszustand vorbei? Dann ist alles, alltäglich, grau abgegriffen.
Ist das in der Ehe auch so? Oder bekommt man vom anderen so viel Impulse, dass der innere Ansporn kommt, damit ein Ziel, die Hoffnung und dadurch das Glück?
Ich möchte es hoffen.
Ich bin heute gewillt, aber nicht mehr so überzeugt, wie an Silvester, dass Elisabeth die richtige Frau ist. Ist das nur der Widerstand des Junggesellen der seine „nichts nützende“ Freiheit aufgeben soll. Mich interessiert keine andere Frau nicht mal Sex und doch bin ich im Moment (die letzten 3 Tagen) nicht von diesem Schritt überzeugt.
Eines ist mir aber längst klargeworden.
dass eine ökonomische Ehe nicht mehr in Frage kommt. Wenn ich den Menschen der immer um mich ist nicht voll akzeptieren kann ist das Leben sowieso verkehrt. Also was bleibt ist doch noch das -sich verstehen - verstanden werden. Also so gesehen ist das Leben lebenswert.
Aber eines dachte ich mir am Sonntag in der Kirche, man müsste mehr für den Nächsten tun. Caritativ, (erster Gedanke in Richtung Stiftung) denn nur dadurch wird man frei vom ökonomischen und sucht die Ideale des Lebens auf anderen Ebenen.
Das dachte ich noch am Sonntag, heute denke ich schon wieder anders darüber.
Warum denkt man so oft anders? Warum ist man nicht stetig? Ich glaube die Menschwerdung geht nicht so schnell. Die Reife dauert. Ich weiß, dass es richtig ist - nur brauche ich noch etwas Zeit. Zu Elisabeth und zum anti-ökonomischen.
15. Januar 1972
Sonntagabend: Heute bin ich sehr glücklich und ausgeglichen. Ich war in Lippstadt. Wir haben uns geliebt hatten sehr tiefe Gespräche. Elisabeth lernt fleißig. So eine gute Schülerin sah ich selten. Nun einige Gedanken über das Glück:
Was ist Glück? Welcher Weg führt zum Glück? Der Weg zum Glück führt nur über die Zufriedenheit.
Was ist Zufriedenheit? Ist die Erkenntnis der eigenen Fähigkeiten, Grenzen und Lebensnotwendigkeiten. Die Zufriedenheit ist der Wertmesser der die Größe der sachlichen Werte, erbrachten.
Leistungen, die Erlebnisse und die Beziehung-Mitmensch anzeigt.
Bei welcher Größe ist nun die Zufriedenheit erreicht? Das hängt von den Erwartungen (Eichung des Instruments) ab.
Welche Faktoren spielen alle eine Rolle?
1. Die Dummheit bzw. Intelligenz
2. Das bei Kindheit herrschende häusliche Milieu.
3. Die Gaben mit denen ein Mensch ausgerüstet ist.
4. Temperament, Strebertum, Veranlagung.
Die Bescheidenheit gehört nicht zu diesen Punkten, denn sie ist schon der Ausdruck der Zufriedenheit.
Selig sind die armen im Geiste. Das drückt am meisten aus. Dem Gescheiten ist etwas möglich aber nicht alles. Er sieht die Größe - kann sie aber nicht erreichen und wird deshalb unzufrieden.
Dieses Thema möchte ich in ein technisches Problem kleiden damit es verständlicher - begreifbarer wird Zufriedenheit ist der elektr. Strom, der zwischen den sachlichen Werten und dem „Ich“ fließt. Die Größe der Zufriedenheit wird am Instrument angezeigt. Je intelligenter jemand ist umso empfindlicher ist sein Instrument.
Glücksstrahlen sind wie magnetische Wellen die etwas bewirken was nicht fassbar ist. Die Zufriedenheit ist messbar, zeig bar, beschreibbar.
Das Glück ist unsichtbar, nicht zu greifen mit den Sinnen nicht zu erfassen. Ausdruck der Seele, und Seele ist überirdisch.
Der wesentlichste Punkt ist nun: Wie stimmt man das Instrument?
Strom kann vorhanden sein. Er wird nur nicht registriert, weil das Instrument ganz defekt ist oder es zeigt etwas Falsches an.
Es kann auch falsch geeicht sein. Wie wird das Instrument geeicht?
Welche Maßstäbe werden angelegt?
Was ist richtig, was ist falsch?
Was ist gut, was ist böse?
Was notwendig, was ist überflüssig?
Der Weg zum Glück führt über die Beantwortung dieser 5 Fragen.
Politik: Präsident Nixon ist auf der Fahrt nach Peking um als erster Präsident der USA - China einen Besuch abzustatten. Beruf: Ab 1. Februar Einzug ins neue Büro. Ein Büro kann sehr wichtig sein. Es vermittelt Wärme, dadurch können menschliche Gespräche aufkommen, das ist bei Mitarbeitern sehr wichtig. Ich fühle mich sonst ganz wohl. Ich bin jetzt sehr entlastet.
20. Februar 1972
Heute ist Sonntag,
der Fasching ist vorbei und ich bin jetzt der 100%igen Meinung, dass Elisabeth meine Lebensgefährtin fürs Leben ist.
Carneval im Rheinland verbrachte ich am Rosenmontag mit Elisabeth im Sauerland. Wir spazierten kreuz und quer durch die Wälder. Ohne Sehnsucht nach Trubel oder nach anderen Frauen. Eines stellte ich fest. Die Untreue ist nicht die des Körpers, sondern, Untreue ist der gedankliche Wunsch nach etwas Anderem.
Sie macht zur Zeit die Prüfung als Sekretärin. Ich bewundere Sie - wie sie kämpft und sich opfert.
Es wird nicht mehr sehr lange anstehen bis wir zusammen sind. Das wird unsagbar schön werden. Es gibt nichts an ihr das mir nicht gefallen würde. Am meisten ihr scharfer Verstand, ihre Zärtlichkeit, Wärme und ihre Bereitschaft und Hingabe, wenn wir uns gegenseitig vollkommen schenken. Es grenzt oft an Auflösung. So eine reine, keusche und liebesfähige Frau habe ich bei weitem noch nicht erlebt. Diese Einheit glaube ich aber gibt es auch nicht wieder. Ich bin menschlich glücklich sie in meinem Leben kennengelernt zu haben.
27. Februar 1972
Sonntagabend. Was alles in kurzer Zeit passieren kann. Wir, Elisabeth und ich stritten uns gestern ungeheuer. Sie sagte mir Sachen, die mich wanken ließen bei meinem Wort, sie als meine Frau zu nehmen, zu bleiben. Denn sie zerstörte fast alles was Bestand und Wort hatte. Es liegt also nicht außen, sondern innen, dass ich mein Wort korrigieren musste. Wenn jemand irgendetwas tut, es einsieht, wird verziehen. Wenn aber gerechtfertigt wird, sogar angegriffen und beleidigt dann kommen Zweifel ob das später in der Zweisamkeit nicht erst recht kommt. Dann gibt es keine Korrektur mehr. Jetzt habe ich ihr heute gesagt, dass es so auf keinen Fall etwas wird. Die Versöhnung kam dann mit aller Hingabe. Aber böse Worte können nicht einfach weggewischt werden. Die Zeit muss die Wunde heilen -
Apollo 16 flog zum Mond und kehrte mit vollem Erfolg zurück. (Rückkehr 27. April 1972)
27. April 1972
Abstimmung im Bundestages über den Sturz von Bundeskanzler Brand. Abstimmungsergebnis: 247 für Sturz 249 dagegen Beruflich: Mein Einsatz im Betrieb ist nicht mehr so wie zu Anfangs. Die Prokura wurde noch nicht erteilt, weil der Betrieb noch nicht umbenannt ist. Eine Bewerbung zeigte mir, dass ich heute zum 01. Januar 1973, 50000 DM p.a., verdienen könnte statt heute 42600 DM p.a. Ich versuche zurzeit einen Bauplatz zu finden um ein Haus zu bauen.
03. Mai 1972
Was heute gilt kann morgen schon ungültig sein. Heute kann ich einige eindeutige Aussagen treffen. Ich möchte Elisabeth auf jeden Fall zu meiner Frau haben. Am 26. März 1972 hatte Elisabeth die Sekretärinnen Prüfung. Sie bestand als Beste. Am Abend hatten wir noch eine Aussprache die sehr deutlich gezeigt hat warum wir nicht übereinstimmten. Aus Wut stieg sie aus dem Auto aus und ging weg. Nachdem ich versucht hatte zu Tanken fuhr ich wieder zurück und fand sie vollkommen aufgelöst. In dieser Minute erkannte ich, dass sie anders ist und, dass sie meine Frau werden wird. Am Wochenende 01. Mai 1972 habe ich Elisabeth - Zuhause in Lippach vorgestellt. Es ist zwar eine andere Welt aber ich glaube dass wir zusammen wirklich glücklich werden.
17. Mai 1972
22:45 Uhr. Soeben kam ich aus dem Betrieb. Meine Stimmung ist sehr gehoben. Es war ein erfolgreicher Tag. Heute wurde mein Schreibtisch wieder etwas leer. Über Schwierigkeiten in der Führung kann ich gar nicht Klagen. Ich glaube, dass ich noch größere Aufgaben meistern werde bzw. kann. Mit Elisabeth habe ich auch öfters telefoniert. Es werden oft bis 60 min. Wir haben uns immer etwas zu sagen. Wir werden bald ganz glücklich zusammen sein. Sie ist der Lebenskamerad den man sich wünscht.
03. September 1972
Ab 01. Juli 1972: DM 3300 Gehalt Am 04. Juli 1972: Grundstückskaufvertrag unterschrieben. 588m² zu 64680 DM. a´ 110 DM 30. August 1972 wurde Prokura unterschrieben beim Notar. Etwa Mitte September bin ich Prokurist. 26. August 1972: Beginn des Olympischen Spiel in München. Ein überwältigendes Ereignis. Ich sitze hier in meiner Wohnung (4018 Langenfeld Wiescheid, Kirchstr. 41a) und hole die vergangene Zeit zurück und bringe sie zu Papier. Meine Wohnung, tatsächlich habe ich für uns eine Wohnung gemietet. Es entsprang einfach der Logik, dass die Elisabeth eine neue Heimat hat, wenn sie Heinz verlässt. Diese Wohnung mietete ich am 07. Juni 1972. Es gingen viele Gespräche voraus wie wir unseren gemeinsamen Weg gehen werden. Als also die innere Linie klar war galt es den Schritt nach außen zu tun. Er war dadurch als dokumentiert, dass ich eine Wohnung hatte, Möbel wurden gemeinsam gekauft, dann wurde so nach und nach eingezogen. Die Scheidung wurde am 12.Juli 1972 eingereicht. Aufgeregt war die Elisabeth schon immer aber nun steigerte sich das und sollte noch die schwersten Formen annehmen. Am 17.Juli 1972 war sie so aufgelöst, dass ich glaubte sie würde die Stunde in der Heinz vom Urlaub zurückkommt nicht überleben. Dazu musste ich immer hören, dass ich in Langenfeld sitze und sie vollkommen alleine ohne Unterstützung lasse. Kurzentschlossen fuhr ich mit einem LKW-Kleinlaster los und versuchte sie abzuholen mit Sack und Pack. Das ging nicht ganz so leicht. Auf einmal wusste sie nicht mehr was sie wollte. Sie wollte dortbleiben, sie wollte nichts mehr von mir wissen usw. Abends bauten wir dann doch noch die Möbel ab und luden sie auf. Morgens wurde der Wagen vollends beladen. Was aber dazwischen lag war furchtbar. Es war die schlimmste Nacht die ich je erlebt habe. Soviel Leid, Verwirrung, Umnachtung und Gebrochenheit habe ich noch nie erlebt. Wir waren beide -ich durch sie- zerstört. Wir waren der Verzweiflung nahe. Dann begann der Tag. Es war nicht viel besser als die Nacht. Ich versäumte die Arbeit und blieb bei ihr. Um 13:00 Uhr sollte Heinz kommen dann wollte sie es ihm persönlich sagen. Das war ein Warten „eine Spannung“. Um 13:20 Uhr kam er nicht und um 16:30 Uhr auch nicht. Dann fuhren wir ab - Richtung Langenfeld. Elisabeth war die ersten Tage untröstlich. Auf der einen Seite sagt sie, ist meine Liebe und auf der anderen Seite das Mitleid mit Heinz. Sie konnte eine Zeitlang nicht einschlafen. Brauchte jeden Abend 3-4 Conjacks. Nachts wenn sie aufwachte wieder einige. Jetzt ist es schon zur festen Gewohnheit geworden. Die Verwirrung war schon so weit, dass sie Verfolgungs-Träume hatte. Dann wachte sie auf und war irre. Erst nach längerer Zeit etwa
5-10 Min. kam sie wieder zu sich. Anschließend konnte sie nur berichten wie es besser wurde. Aber was war während der Umnachtung wusste sie nichts mehr.
Nach diesen Vorfällen schickte ich sie zum Arzt. Ein Psychologe hat sich ihrer angenommen. Ich begann mit ihr autogenes Training zu machen. Es ist gut nur muss man es regelmäßig machen. Dann fuhr sie zu ihren Eltern und berichtete das Vorgefallene.
Nun ging es Schlag auf Schlag rückwärts. Ihre Eltern dagegen, der Psychologe sagte zwar, dass sie diese Ehe nicht weiterführen könne, ratet ihr aber ab - mich zu heiraten. Der Rechtsanwalt sagte nein zu mir, deshalb zog sie die Scheidung am 27.7.1972 zurück. Das war mir unbegreiflich. Dieser Schritt hat mich ins tiefste erschüttert. Mein Verstand sagte mir, Schluß, Fertig. Doch mein Herz verzieh und glaubte daran, dass wir trotz allen miteinander glücklich werden würden.
In der Zwischenzeit lebten wir einige Tage zusammen. Dann hatte sie Heimweh nach Bonn. Als sie einige Tage dort war hatte sie Sehnsucht nach mir. Dann hatte sie Heimweh nach Lippstadt. Nach ein paar Tagen hatte sie wieder Sehnsucht nach mir. Es ist ein hin und her. Sie schiebt vor und sagt, dass die Frauen meiner Vergangenheit sie so belasten würden. Oder, dass ich nicht treu sein könne. Aber ich weiß es der einzige Hinderungsgrund ist nur das Mitleid mit Heinz. Hier wird sich zeigen, dass Mitleid stärker ist als Liebe.
Die Pläne der Zukunft sind: Gemeinsame Fahrt nach Frankreich (Urlaub). Danach will sie in Bonn arbeiten und abwechselnd bei mir sein und beim Heinz. Wie soll das weitergehen. Wenn wir nicht zusammenkommen bleibt uns viel Kummer erspart – denn wenn man sich liebt leidet man furchtbar. Ich glaubte immer Liebe sei etwas glorreiches, göttliches. Das stimmt alles nicht. Liebe kann das größte Leid sein, das es gibt.
Trotzdem sage ich wenn wir nicht zusammenkommen ist es eine Sünde gegen die hohe Ordnung. So eine Übereinstimmung des Urmenschen gibt es nicht mehr.
Sichtbar wird bei uns aber was sich nach Außen zeigt. Der Verstand in der Sprache von Ihr-und das Herrschsüchtige von mir über die Frau und das fordernde von der Frau an den Mann, nur ihr zu gehören. Das zerstört uns. Das bringt das Leid von dem ich oben sprach.
Zuviel Liebe ist Leid. Resümee nach 43 Jahren Ehe : Sie war die einzig richtige Frau für mich . Ich würde sie immer wieder heiraten. Unsere Namen werden für immer miteinander verbunden sein in der: Elisabeth und Bernhard Weik-Stiftung