Schlittschuhläufer Weik in Quebec dabei

Bernhard Weik, je älter desto schneller (RP 20.03.1996)

Langenfeld (Dieter Clarius)

Die „Internationale Speed Skating Masters Games“ in Quebec/Kanada waren der Höhepunkt der Eisschnelllaufsaison 1995/96. Bei dieser inoffiziellen Weltmeisterschaft erreichte Bernhard Weik zu seiner eigenen Überraschung den Endkampf und belegte am Ende den 8. Platz. Ein besseres Abschneiden wäre möglich gewesen, wenn er den Eismarathon am vorletzten Tag – der nur als Rahmenprogramm gelaufen wurde – nicht mitgelaufen wäre. Nach dem 40-Runden Marathon kamen die anderen deutschen Teilnehmer zu ihm und sagten: „Du musst morgen noch im Endkampf den 5.000 m Lauf bestreiten“. Weiks Kommentar: „Ich dachte nie, dass ich in den Endkampf komme, sonst hätte ich den Marathon ja nicht gelaufen“.

Fünf persönliche Bestzeiten stehen am Ende der Saison für ihn zu Buche. Begonnen hat es im Dezember, in Chemnitz. Über 20 km verbesserte er sich auf 39,41 min – über 10 km war die Steigerung um über 1 Minute auf 17,57 min. Er belegte dabei jeweils den 2. Platz in seiner Altersklasse M55.

Eigentlich ist er Spezialist über ganz lange Strecken. Das kam im Januar am Weissensee/Kärnten (Österreich) zum Ausdruck. In 4 Tagen lief er zweimal die 100 km Natureis und verbesserte seine Zeit um 15 min. auf 3 Std. 47 min. 41 sek.

„Mein Problem sind die kurzen Strecken. Wie soll ich als Ultralangläufer bei den 500 m Sprints gute Zeiten laufen?“ Das wirkt sich natürlich bei den Deutschen Meisterschaften negativ aus. Dieses Jahr war es besonders deutlich. Obwohl er seine Bestzeit auf 51.63 sek. Verbesserte, lag er vor dem abschließenden 3000 m Lauf nur auf Platz vier. Richard Theisen aus Berlin hatte von seinem 500 m Lauf soviel Vorsprung, dass Herr Weik 14 Sekunden schneller laufen musste, um ihn vom 3. Platz zu verdrängen. „Die Verbesserung meiner 500 m Zeit hat mich mehr gefreut als der 3. Platz. Ich hatte durch die hohe Geschwindigkeit (etwa 37 km/h) immer Angst vor der Kurve. Es war bei mir nie eine Frage der Kraft sondern psychologisch eine Frage der Angst. Ich war beim 500 m Lauf schon öfters gestürzt“.

Der Stress der schnellen Strecken  war endlich vorüber. Zum Abschluss der  Saison findet immer in Berlin-Wilmersdorf ein echter Eismarathon über 42,195 km – gleichbedeutend mit 110 Stadionrunden – statt. Hier finden sich frühere Spitzenläufer ein, um aus Spaß dabei zu sein. Der Spaß hört nach dem Startschuss auf. Dann zeigt der ehemalige Goldmedaillengewinner Andre Hoffmann oder der Bronzemedaillengewinner Renè Schöfisch sowie der derzeitige Stundenrekordläufer Olaf Kotva (38 km/h), dass sie die Technik des Eisschnelllaufes noch gut beherrschen.

In Berlin bekomme ich immer meine Probleme. Laufe ich mit den Stars, bin ich nach 10 Runden platt. Laufe ich im Feld, ist mir dies zu langsam. Also wird die Taktik angewandt – zuerst 6 schnelle Runden, um gegenüber dem Feld einen Rundengewinn zu haben. Dann wird im Feld ausgeruht, bis die Schnellen wieder vorbeikommen. Dann kommen wieder 6 schnelle Runden mit dem Rundengewinn. Mein Glück ist dann, dass auch die Ehemaligen nach 160 Kurven müde werden. In dieser Phase merkt man dann den Altersunterschied von 20 bis 30 Jahren kaum noch.

Die Anstrengung hat sich gelohnt. Bernhard Weik verbesserte seine Bestzeit um 3 min auf 1:26:20:47 Std. und belegte hinter diesen 3 Weltstars den 4. Platz. Das war für ihn eine gelungene Saison.