° 64 Allgemeines
Die Höhenwege Nr. 1, 3, 4 und 5 führen allesamt durch den Bereich der östlichen Dolomiten. Route 5 ist dabei die östlichste, dem Piave am nächsten gelegene. Sie beginnt in Sexten ( Pustertal ) und leitet in Südrichtung durch die Sextener Dolomiten nach Auronzo, von dort in Westrichtung durch die Marmarolegruppe, zuletzt südostwärts durch das Antelao-Massiv nach Pieve die Cadore ( Piavetal ). Die Route besitzt also nicht den, bei vielen anderen Höhenwegen üblichen Nord-Süd-Trend, sie wendet sich vielmehr in weiten Schleifen durch das örtliche Dolomitengebiet.
Ingesamt werden vier größere Berggruppen durchwandert oder zumindest berührt, und zwar Sextener Dolomiten ( Dreischusterspitze, Elfer-, Zwölfer- und Einserkofelgruppe, Hochbrunnerschneide, Bagani-Ambata-Gruppe ), Marmarole, Sorapis und Antelao. Am Weg liegen elf während der Sommersasion bewirtschaftete Schutzhütten oder Gasthöfe und drei ( unbewirtschaftete ) Biwakschachteln. Die Entfernung ( Luftlinie ) zwischen Start- und Endpunkt der Wanderung beträgt nur 30 km ! Durch mehrfache Richtungsänderungen erreicht der Weg immerhin eine Länge von nahezu 100 km. Diese Strecke läßt sich in 10 Tagen ohne Schwierigkeit bewältigen, besser ist es jedoch, sich 11 oder 12 Tage dafür Zeit zu nehmen. Die Begehung der gesamten Höhenroute Nr. 5 stellt ein ziemlich anspruchsvolles Unternehmen dar und steht, was Schwierigkeit und abverlangte Leistung betrifft, über den Routen Nr. 1 – 4 !
Eine Begehung ist nur geübten, klettergewandten ( Passagen im Grad II ) und vor allem ausdauernden Bergsteigern anzuraten. Diesbezüglich gibt Weg Nr. 5 eine „Kostprobe“ zu den noch bedeutend anspruchsvolleren Dolomiten-Hochrouten Nr. 6 und 7 !
Bei guten Verhältnissen bietet heute eine Durchquerung der zentralen Marmarole keine allzu großen Probleme mehr. Allerdings verlangt das Unternehmen immer noch ein gehöriges Maß an bergsteigerischer Erfahrung, Kletterkönnen und Ausdauer. Es ist zu bedenken, daß man im weltfernen Gebiet der Marmarole-Nordseite im Notfall kaum mit fremder Hilfe rechnen kann.
In landschaftlicher Hinsicht besitzt Höhenweg Nr. 5 nicht jene Geschlossenheit wie etwa Weg Nr. 4. Es werden jedoch einzelne Gebiete von ganz besonderer Wildheit und Großartigkeit durchstreift, wie etwa das der Sextener Dolomiten, deren Durchwanderung bereits einen landschaftlichen Höhepunkt darstellt. Die erste Hälfte der Marmarole-Durchquerung von Auronzo zum Rif. Chiggiato bietet eine wunderschöne, aussichtsreiche Höhenwanderung von Hütte zu Hütte. Die nachfolgende Traversierung der zentralen Marmarolegruppe führt durch eine Landschaft hochalpiner Strenge, nicht ganz so phantastisch und bizarr wie die der bekannten Dolomitengebiete, jedoch in ihrer Ursprünglichkeit ebenso eindrucksvoll. Die abschließende Überschreitung des Antelao-Massives steht dem vorangegangenen in keiner Weise nach, sie bildet mit dem gesicherten Klettersteig zur Forc. del Ghiacciaio den krönenden Abschluß des Unternehmens.
° 70 Carduccihütte
( Rif. Giosue Carducci ), 2297 m. Kleines, in den Sommermonaten meist überfülltes Haus der CAI Sektion Cadorina / Auronzo. Prächtige Balkonlage am südlichen Abbruchrand der obersten Karmulde im Val Giralba Alta. 34 L., bew. und vom 25. Juni bis 25. September. Winterraum ( 4 bis 6 L. ) vorhanden.
Tel. 0435 / 97136. Anschrift: Rif. Carducci, Casella Postale 3, I-32041 Auronzo
( Belluno ). Gb.: M. Giralba, 2990 m, 2878 m, Zwölferkofel, 3094m, C. d`Auronzo, 2921 m, Elferkofel, 3092 m, Hochbrunnerschneide, 3045 m. Lohnender Ausflug zum kleinen, unter den Ostwänden des Zwölferkofels gelegenen Lago Nero !
Rundsicht: Im SO in der Ferne der Passo della Mauria mit den Südlichen Karnischen Alpen ( Pramaggioregruppe, Cridola) rechts. Rechts davor die zum Massiv des Zwölferkofels gehörende C. Pezzios. Im W die gewaltige breite Wandflucht des Zwölferkofels. Im N die Forc. Giralba. Rechts von ihr der direkt über der Hütte aufstrebende Felspfeiler des Camp. Rifugio Carducci. Weiter rechts die herrlichen Westwände des M. Giralba die Sotto mit dem auffallenden horizontalen Gabriella-Band. Im SO, links vom Val Giralba, die Croda die Ligonto, die zu den wenig bekannten und erschlossenen südöstlichen Sextener Dolomiten gehört.
° 71 A3 Carduccihütte – Val Giralba – Val d´Ansiei – Auronzo, 3 - 3 ½ Std.
Die Überschreitung der Sextener Dolomiten endet mit dem Abstieg durch die steile Schlucht des Val Giralba in das 1400 m tiefer gelegene, bereits südlich anmutende Val d´Ansiei. Trotz dieses für Dolomiten-Höhenwege abnormen Höhenverlustes und der unschönen Straßenwanderung durch das Val d´Ansiei nach Auronzo sehr eindrucksvolles Unternehmen. Früher Aufbruch ist angeraten, da man in Auronzo im Hochsommer nicht mit Sicherheit Quartier bekommt und so unter Umständen die Wanderung bis zum Rif. Ciareido ( noch 4 Std. !) fortsetzen muß. Von der Hütte auf Weg Nr. 103 an der linken Seite des steil abfallenden Val Giralba Alta unter den schwarzen Wänden des Camp. Rif. Carducci südostwärts in weiten Kehren über Geröll hinunter, später an der rechten Talseite durch begrüntes Gelände zur Abzweigung der „Via ferrata Cengia Gabriella“ nach links, 10 Min.
Unser Weg verbleibt an der rechten Talseite und führt hier meist in Kehren durch schöne Bergwiesen, Latschen und lichten Lärchenbestand abwärts in ein parallel zum Haupttal, etwas weiter rechts ( westlich ) verlaufendes, sekundäres Tälchen. Hier in engen, steilen Kehren durch Gesträuch hinunter und nach rechts zu einer Felsnische ( Notunterstand ). Weiter an der rechten Begrenzung des Haupttales abwärts, über zwei bachläufe, später bei abnehmender Steilheit durch latschen hinunter zur Wiese „ Pian de le Salere“ am Vereinigungspunkt des Val Giralba Alta mit dem Val die Stallata ( Abzweigung von Weg Nr. 109 nach links ), 1 ½ Std. Rückblick gegen das Val Giralba Alta mit dem gewaltigen Südpfeiler des M. Giralba die Sotto rechts. Im N das wilde Val die Stallata mit der kompakten Westwand der C. Bagni rechts. Im S über dem Val Giralba Bassa einige Gipfel der östlichen Marmarolegruppe.
Auf Weg Nr. 103 an der rechten Seite des Val Giralba Bassa südwärts hinunter, bis es sich zu einem steilen felsigen Graben verengt. Hier an die linke Talseite und dort durch Gesträuch neben dem rauschenden Wasser in steilen Kehren abwärts, später durch das sich verbreiternde Tal zu einer Naturstraße. Geradeaus zuerst durch Föhrenwald ( Campingplatz ), dann auch über Wiesen schräg nach links ( SO ) hinab zu den Häusern „ Casere Ligonto Dentro“, ( 935m ) und zur Staatsstraße Nr. 48 im Val d´Ansiei, 2 ¼ - 2 ½ Std.
Von den Cas. Ligonto Dentro entweder mit Bus ( verkehrt mehrmals täglich, Haltestellen etwa alle 500m entlang der Straße ) oder zu Fuß auf der stark frequentierten Staatsstraße nach links ( SO ) und durch das wiesenreiche Val d´Ansiei zur Lokalität „ Ponte da Rin“, 1 km ab Cas. Ligonto Dentro, 2 ½ - 2 ¾ Std. Abzweigung von Variante R 96 nach rechts.
Auf der Staatsstraße in südöstlicher Richtung weiter, an den Siedlungen Pause, Reane und Rizio vorbei, nach Auronzo, 4 km ab Cas. Ligonto Dentro.
° 47 Rifugio Antelao , 1796 m
Auf der Sella di Pradonego in der westlichen Antelaogruppe gelegenes, nettes Haus des CAI Treviso. Zufahrt mit Kfz von Pieve die Cadore möglich. Letzter Stützpunkt an der Höhenroute Nr. 4. 26 L., bew. vom 1. Juni bis 31. Oktober
( bei schönem Wetter bis Mitte November ), Tel. 0435 / 2596. Gb.: Antelao, 3263 m, Crode San Pietro, 2259 m, Croda Mandrin, 2277 m, M. Tranego, 1849 m.
Rundsicht: Im N die schönen Berggestalten der zentralen und östlichen Marmarolegruppe ( Cimon del Froppa, Croda Bianca, M. Ciastelin, M. Ciareido ). Rechts in der Ferne die Nördlichen Karnischen Alpen ( Hochweißstein, weiter rechts Brentonigruppe ). Im O, rechts hinter dem bewaldeten M. Trenego, die Südlichen Karnischen Alpen mit Cridola, Monfalconi und Spalti di Toro. Im W der Antelao ( C. Fanton ), links dahinter die Moiazzagruppe und der Passo Duran ( darüber die Pala ). Im SW die Prampér-Dolomiten.