Mit dem Abenteuer an eigene Grenze fahren

LANGENFELD.(RP -Juli 1997) „Das wichtigste ist die mentale Vorbereitung auf diese mörderische Strecke“, erläutert der Langenfelder Extremsportler Bernhard Weik und fügt hinzu: „Der Kopf muss über 550 Kilometer programmiert sein, erst dann vermögen die Beine die Kraft aufzubringen oder der Po die Schmerzen zu ertragen, die der Sattel bereitet.“ Um zwei Uhr nachts traf man auf die ersten Ausfälle. „Irgendetwas stimmte nicht, entweder falsch vorbereitet, zu wenig getrunken, zu schnell die Strecke angegangen oder nicht die richtige Einstellung für eine so lange Strecke. Diese Männer hatten den Glauben an sich selber verloren. Aber der ´Besenwagen´ hat alle eingesammelt und nach Oslo gebracht.“

 

Müsli mit Wasser Am Rastplatz Ringebu konnte eine aus dem Jahre 1250 stammende Stabkirche besichtigt werden, doch die Versorgung hatte Vorrang. Es gab Müsli mit warmen Wasser angerührt. Weik: „Nicht sehr verlockend, aber Kalorien.“ Nach der Weiterfahrt kam Lillehammer in Sicht. Der Langenfelder meinte: „Nun bewährte sich die gründliche Vorbereitung. Ich hatte vorgesorgt und konnte mir total trockene Kleider und Schuhe anziehen.“ Zudem erläuterte der unermüdliche Sportler: „Viele Fahrer hatten ein Begleitfahrzeug dabei, und die Fahrer bekamen fast jeden Wunsch von ihren Begleitern erfüllt. Ihre Fahrräder mussten kein Gepäck tragen, Auf meinem schleppte ich sechs Kilo zusätzlich mit, dafür war meine Tour etwas natürlicher und sportlicher.“ Um 7 Uhr morgens hieß es „Endspurt“. Nur noch 180 Kilometer lagen vor dem Langenfelder. Weik erklärte zu dieser Etappe: „Die beiden Worte ´nur noch´setzten bei mir ungeheure Kräfte frei. Aber nun kamen sie wieder, die Berge.“

 

Die Angst verloren Der Langenfelder hatte noch genügend Reserven, die er sich in sechs Wochen und auf 2418 Kilometern antrainiert hatte. Der Senior-Sportler: „Bei einer Tagesalleinfahrt von 270 Kilometern habe ich die Angst vor einer solchen Strecke verloren. Deshalb war ich jetzt in der Lage, die letzten 180 Kilometer über endlose Berge, gegen den Wind in erster Position zu fahren. Dadurch erreichte unsere Gruppe gemeinsam, das Ziel. Die Kameradschaft ist wichtiger als eine schnelle Einzelzeit.“ Der Langenfelder und seine zwei Kieler Freunde erreichten schließlich nach 31,5 Stunden – die reine Fahrzeit betrug 24:45 Stunden – das Ziel im Vale Hovin-Stadion in Oslo. Der erschöpfte Weik meinte resümierend zu dieser Veranstaltung: „Jeder der dieses phantastische Abenteuer bestanden hat, ist an seine Grenze gekommen und wurde Sieger über sich selbst.“ Bernhard Weik, der übrigens am 1. August seinen 60. Geburtstag feiert, hat auch für die Zukunft noch viele Pläne. Mit Sicherheit gehört dazu neben dem Radfahren auch wieder der Eislanglauf.